Zu anspruchvoll für die heutige Welt?

RKV Soli Schweinfurt Zweiter beim eigenen internationalen Turnier

 

Von unserem Mitarbeiter

VOLKER HENSEL

 

„Zusammenschluss!?“ Gerhard Benz, der Tormann von Soli Schweinfurt 1 und Finalteilnehmer beim Soli-Turnier in der Gartenstadt Grundschule bemüht sich sehr den Reporter dieser Zeitung nicht allzu entsetzt anzuschauen. „Nein, nein, wir verstehen uns zwar untereinander alle sehr gut, aber jeder hängt doch an seinem Verein, das würde nicht funktionieren.“ So gibt es zwar derzeit mit RKV Soli, RV 89 und RV 92 drei Vereine in Schweinfurt, die Radball anbieten, trotzdem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, die einstmals in Schweinfurt ruhmreiche Sportart sei am Aussterben.

„Es kommt nicht viel nach“, gibt Benz zu. Jugendliche gab es beim internationalen und von der Oskar-Soldmann-Stiftung unterstützten Turnier der RKV Soli nur einen – und der 14-jährige Alex Forstandlechner spielte gemeinsam mit seinem Vater Anton für das österreichsche Team aus St. Pölten. „Wir haben momentan eine Jugendmannschaft“, so Benz. Eine Mannschaft, das sind beim Radball gerade mal zwei Mann – ein „fliegender“ Torwart, der auch aus seinem Kasten heraus fahren darf und ein Feldspieler. „In der heutigen Zeit wird so viel geboten, da ist Radball so ziemlich das letzte, woran die Jugendlichen denken.“

Eigentlich schade, denn Radball ist durchaus eine kurzweilige Sportart. Doch möglicherweise einfach auch zu anspruchsvoll für die heutige Welt – nicht von den Regeln her. Bis zu einem halben Jahr dauert es nämlich, bis auch ein guter Radfahrer halbwegs spielfähig ist. Und diese Geduld haben heutzutage die wenigstens Jungs. So dauert es allein einige Versuche, sich überhaupt auf dem Spezialrad, zu halten, bei dem die Pedale vorwärts, wie rückwärts stets mitlaufen. Wichtig ist es auch auf dem Rad „stehen“ zu können, mit Vorder- oder Hinterrad schießen und fahren zu können reicht bei weitem nicht aus. „Früher kamen die Spieler meist aus dem Kunstradfahren“, erzählt Benz. Doch Kunstradfahren gibt es bei der Soli nicht mehr – nur noch (aber das erfolgreich) Einradfahren. Mädchen dürfen – warum auch immer – laut Reglement Radball nur bis zu den Junioren, also bis zum Alter von 17 spielen, aber nicht mehr bei den Aktiven, die hier „Elite“ heißen.

So spielten am Samstag halt die Grandseigneurs des Schweinfurter Radballs noch einmal auf – und das gar nicht schlecht. Benno Rösch, vor 30 Jahren sogar mal Deutscher Meister, wurde, inzwischen knapp 60 Jahre alt, zusammen mit seinem neuen Partner Klaus Schäfer als Team Soli Schweinfurt 3 gar Dritter nach einem knappen 3:2 über das extra für dieses Turnier zusammen gewürfelte Duo von Soli Waldbüttelbrunn. Auf Rang fünf schafften es die Lokalrivalen vom RV 92 mit dem 65 Jahre alten Herbert Leipold im Tor, durch ein klares 8:4 über das österreichische Vater-Sohn-Gespann.

Nicht am Start waren übrigens die Vertreter des dritten Schweinfurter Radball-Klubs RV 89, die ein anderes Turnier spielen musste. Auch die Franzosen hatten kurzfristig abgesagt. Im Finale standen schließlich die beiden besten Mannschaften des Turnies, RKV Soli 1 mit Gerhard Benz und Michael Müller, sowie die tschechischen Vertreter aus Svitavka, Milan Novak und Dusan Jalovy. Wobei es im Finale nur um die Höhe des Ergebnisses ging. Denn die Tschechen, in der 2. Liga beheimatet, fanden in Schweinfurt keine ernsthaften Gegner. „Die haben eine ganz andere Radbehandlung“, staunte Soli 1-Torwart Benz. „Selbst auf engstem Raum und sie sind unheimlich schnell.“ Das 1:5, das Benz/Müller gegen die Mannen aus Svitavka im Finale erreichten, war noch das knappste Ergebnis der Tschechen, bis kurz vor Spielende (zweimal sieben Minuten) stand es gar nur 1:3. Ergebnis nicht zuletzt einer ausgezeichneten Deckungsarbeit des Feldspielers Müller.

Die anderen Turnier-Teilnehmer spielen maximal Bezirksliga. Mehr geht in Schweinfurt nicht zuletzt aus beruflichen Gründen, aber auch wegen des fehlenden Nachwuchses derzeit einfach nicht mehr. Daher auch die Idee des Reporters, ob es denn nicht möglich sei, die Kräfte in Schweinfurt in einem Klub zu bündeln und so vielleicht den Radball am Main vielleicht wieder zu neuer Blüte zu führen oder zumindest vor dem Aussterben zu retten.

 

Turnier-Ergebnisse: Vorrunde: Gruppe A: 1. Cykloklub Svitavka/Tschechien 24:3 Tore/9 Punkte, 2. RKV Soli Schweinfurt 2 16:11/6, 3. RV 92 Schweinfurt 11:18/3, 4. RSV Soli Schweinfurt 4 4:23/0. Gruppe B: 1. Soli Waldbüttelbrunn 12:5/7, 2. RKV Soli Schweinfurt 3 14:8/7,3. SKG St. Pölten/Österreich 9:10/3, 4. RKV Soli Schweinfurt 2 6:18/0. Spiel um Platz 7: RKV Soli SW 4 – RKV Soli SW 2 4:2. Um Platz 5: RV 92 Schweinfurt – SKG St. Pölten 8:4. Halbfinale: Cykloklub Svitavka – RKV Soli SW 3 9:1, Soli Waldbüttelbrunn – RKV Soli SW 1 0:7. Um Platz 3: RKV Soli SW 3 – Soli Waldbüttelbrunn 3:2. Finale: Cykloklub Svitavka – RKV Soli SW 1 5:1.